Kitaumi: Wie aus Leidenschaft eine Community wurde
- Kitaumi Con
- vor 2 Tagen
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Was ist die Kitaumi?
Der Begriff „Kitaumi“ stammt aus dem Japanischen und bedeutet „nördliches Meer“. In Japan bezeichnet er ein faszinierendes Naturphänomen, bei dem kalte und warme Meeresströmungen aufeinandertreffen. Diese Strömungen beeinflussen das Klima, die Lebensbedingungen im Meer sowie die Fischerei nachhaltig – insbesondere in den betroffenen Küstenregionen. Sie stehen symbolisch für Vielfalt, Wandel und die Kraft der Verbindung unterschiedlicher Elemente.
Genau von diesem Bild hat sich die Kitaumi Con in Bremerhaven inspirieren lassen. Auch hier treffen verschiedene „Strömungen“ aufeinander: Menschen aus der Anime-, Manga-, Gaming-, Cosplay- und K-Pop-Szene kommen zusammen. Unterschiedliche Interessen, Hintergründe und Persönlichkeiten verschmelzen zu einer bunten, kreativen und respektvollen Gemeinschaft. Die Kitaumi Con ist kein gewöhnliches Fantreffen – sie ist ein Raum, in dem sich alle entfalten können, unabhängig von Aussehen, Herkunft oder Erfahrung.
Wer steckt dahinter?
Ich heiße Scarlet und gehöre zur Teamleitung der Kitaumi. Zusammen mit vielen engagierten Teammitgliedern organisiere ich die Veranstaltungen. Unser gemeinsames Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, an dem sich alle willkommen, sicher und verstanden fühlen – einen echten „Safe Space“.
Dabei geht es nicht nur darum, Anime oder Cosplay zu feiern. Es geht darum, Menschen zusammenzubringen, die sich gegenseitig akzeptieren und inspirieren. Kitaumi ist ein Ort, an dem Freundschaften entstehen, sich Netzwerke bilden und viele junge Menschen zum ersten Mal das Gefühl bekommen, wirklich dazuzugehören. Um dieses Gefühl zu verstärken, veranstalten wir nicht nur einmal jährlich die große Con, sondern auch regelmäßige kleine Events, etwa einmal im Monat. Diese Events helfen dabei, den Kontakt zu halten, neue Gesichter kennenzulernen und gemeinsam etwas aufzubauen.
Mein Weg zur Kitaumi
Meine Begeisterung für Anime und K-Pop begann schon in der Kindheit. Während andere draußen spielten, saß ich lieber vor dem Fernseher und fieberte bei Inuyasha oder Sailor Moon mit. Oft war ich so vertieft, dass sogar das Mittagessen warten musste. Meine Eltern brauchten viel Geduld mit mir, doch sie haben mich immer unterstützt.
In der Schule war meine Leidenschaft nicht immer einfach. Viele Mitschülerinnen und Mitschüler konnten nicht nachvollziehen, was ich an japanischer Popkultur so faszinierend fand. Manchmal fühlte ich mich dadurch ausgegrenzt. Doch ich hatte das Glück, einige Freundschaften zu schließen – mit Menschen, die selbst Anime liebten oder andere ähnliche Hobbys hatten wie Gaming oder Comics. Diese Zeit hat mir gezeigt: Man muss nicht dieselben Interessen teilen, um sich gut zu verstehen. Was zählt, ist gegenseitiger Respekt und Offenheit – genau das möchten wir mit der Kitaumi vermitteln.
Vom Helfen zum Organisieren
2018 entdeckte ich die Kitaumi durch Zufall und war sofort begeistert. Kurz darauf bewarb ich mich über Facebook als Helferin. Keine drei Wochen später war ich bei meiner ersten Veranstaltung dabei. Die Atmosphäre, das Engagement des Teams und die glücklichen Besucher*innen haben mich sofort überzeugt.
Nach und nach übernahm ich mehr Verantwortung. Kurz vor dem ersten Corona-Lockdown wurde ich Teil der Teamleitung. Seitdem bin ich tief in die Organisation eingebunden – mit großartiger Unterstützung unseres Teams. Jede*r bringt eigene Fähigkeiten und Ideen ein, und nur gemeinsam können wir die Kitaumi am Leben halten.
Was gehört alles dazu? Die Aufgaben sind vielfältig: Terminplanung, Teamkoordination, das Buchen der Veranstaltungsorte, Einsatzpläne, Hygienekonzepte, Sicherheitsvorgaben und natürlich auch das Organisieren von Technik und Sicherheit. Dabei greifen wir auf privat gestellte Musikboxen zurück oder leihen Technik aus, um kostengünstig zu arbeiten. Ich bin außerdem für die Programmgestaltung verantwortlich, betreue Künstler*innen und achte auf die liebevolle Gestaltung der Räume. Jede Veranstaltung ist ein großes Puzzle, das wir Stück für Stück zusammensetzen.
Ich habe in der 9. oder 10. Klasse angefangen, bei der Kitaumi mitzumachen. Während meiner Ausbildung wuchs meine Verantwortung weiter. Heute arbeite ich Vollzeit, habe ein Familien- und Beziehungsleben und verfolge meine eigenen Hobbys. Trotzdem nehme ich mir jede Woche mehrere Stunden für die Kitaumi – mal abends, mal am Wochenende. Social-Media-Beiträge entstehen oft zwischendurch, manchmal auch spät in der Nacht. Vieles geschieht in meinen Arbeitspausen – zum Beispiel die Pflege der Website, die Kommunikation mit Teammitgliedern oder kleinere organisatorische Aufgaben
Da wir mit der Kitaumi keine Einnahmen erzielen – und das auch bewusst so beibehalten möchten – nutzen wir viele kostenlose Online-Tools. Canva ist ein unverzichtbares Tool für Designs und Werbematerialien. ChatGPT hilft mir dabei auf Fehler zu prüfen. Diese digitalen Werkzeuge sind für uns eine große Unterstützung, gerade wenn es um die Rechtschreibung geht.
Ohne Team geht es nicht
Was die Kitaumi so besonders macht, ist das Team dahinter. Viele Mitglieder sind schon seit Jahren dabei, andere haben uns erst kürzlich entdeckt. Doch alle eint die Leidenschaft, gemeinsam etwas Großartiges auf die Beine zu stellen. Alle arbeiten ehrenamtlich, stellen private Technik zur Verfügung, bringen kreative Ideen ein oder packen einfach dort mit an, wo Hilfe gebraucht wird.
Unsere Arbeit ist nicht immer leicht – besonders, wenn kurzfristig etwas umgeplant werden muss oder unerwartete Herausforderungen auftauchen. Doch wir wachsen an jeder Veranstaltung, an jedem Treffen. Wir lernen, improvisieren, verbessern uns – und das alles für die Community.
Und genau das ist die Kitaumi: Ein lebendiger Ort, an dem sich Menschen mit ihren Unterschieden begegnen, voneinander lernen und gemeinsam etwas schaffen, das größer ist als jede einzelne Person. Wie in der Natur, wenn sich kalte und warme Strömungen begegnen, entsteht dabei etwas Neues, Kraftvolles und Schönes.
Wir freuen uns darauf, noch viele weitere Events zu gestalten und mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen. Vielleicht bist du ja beim nächsten Mal dabei – als Gast, Helfer*in oder sogar als Teil des Teams.
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